Nicht immer steckt hinter dem Online-Traumprinz das, was uns versprochen wurde.
Nach unzähligen PNs und E-Mails steht das erste Real Date mit meinem Internet-Traummann an. Nach einem halben Tag beim Friseur, vor dem Spiegel und dem Kleiderschrank bin ich offensichtlich fertig - auch mit den Nerven. Nachdem ich dreimal falsch abgebogen bin, stehe ich nun vor dem gutbürgerlichen Gasthof in dem unser Date statt findet. Traumprinz Rolf wartet schon auf dem übersichtlichen Parkplatz. Das mir bekannte Onlineporträt gehört ganz offensichtlich zu der Person neben dem durchschnittlichen Mittelklassewagen. Ob diese Jeans und das Hemd sein Ausgeh-Outfit darstellen oder ob er nur vergessen hat, sich umzuziehen? Egal, ich treffe ihn ja schließlich wegen seiner inneren Werte. Rolf marschiert vor mir durch die Tür und ich muss acht geben, dass mir das schwergewichtige Portal nicht vor die Nase klatscht. Zumindest ich habe vorsichtshalber in 'unserem' Online-Portal ausführlich den Real Date-Knigge studiert. Da heißt es 'nix Alkohol' und so bestelle ich mir eine anständige Apfel-Schorle, während Rolf begeistert auf das Weizen der Getränkekarte tippt. Sollte ich mich etwa versehentlich auf der veralteten Plattform-Version informiert haben? Während Weizengläser typischerweise von Lippenstiftspuren verschont bleiben, prangt auf meinem Schorleglas der Abdruck meiner Vorgängerin. Die Frage ob ich den Kellner zickig um ein neues Glas bitten soll, löse ich indem ich das Glas einfach um 180 Grad drehe. Natürlich bleibt der Anblick meinem Traumprinz nun nicht mehr verborgen. Immerhin lässt er mir ein neues Glas bringen, wobei er mir gleichzeitig ans Herz legt, doch bitte mal bei meinem Optiker vorbei zuschauen. Beim nächsten Real Date werde ich definitiv mit Brille und nicht mit Kontaktlinsen aufkreuzen. Überraschenderweise führt der Gasthof, neben gefühlten 100 Schnitzel-Variationen, auch 'original' italienische Pasta und Pizza. Trotz Giraffenhals kann ich leider keinen Blick, auf den italienischen Meisterkoch erhaschen. Mir fällt nichts besseres ein, als die Spaghetti nach bologneser Art zu bestellen - zumal ich die auch noch annähernd perfekt aussprechen kann. Rolf entscheidet sich für Pizza, das wäre auch für mich umsichtiger gewesen. Denn auch wenn ich bis heute 1000 Spagetti-Portionen unfallfrei verdrückt habe, so gelingt mir das ausgerechnet bei dieser nicht. 'Das solltest Du noch ein wenig üben.' kommentiert mein Gegenüber hämisch meinen Patzer. Im Nachhinein ärgere ich mich über mein Taktgefühl, doch ihn auf seine unpassende Garderobe hinzuweisen, liegt unter meiner Würde. Mein Fazit: Rolf schreibt wesentlich galanter, als er spricht. An diese Erfahrung werde ich bei meinem nächsten Real Date - ohne Rolf - erinnern.
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